Wo sind wir, wenn es um Alvarinho, Loureiro, Arinto, Touriga Nacional, Touriga Franca und Tinta Barroca geht? In Portugal! Im Land des Portweins, das vom Douro-Tal über die Minho-Region bis hin zu dem kleinen Anbaugebiet Bucelas einiges zu bieten hat. Damit meinen wir natürlich die vielfältigen portugiesischen Rebsorten, die aus all diesen Gebieten kommen, mitunter Jahrhunderte alte Herkunftsgeschichten in dem Land im äußersten Westen Europas haben und spezifische Ansprüche an ihre Anbaubedingungen stellen. Darüber hinaus lohnt es sich, einen Blick darauf zu werfen, welche Charakteristika die Weine aufweisen, die aus diesen sechs Rebsorten hergestellt werden und welche Essenskombinationen sich diesbezüglich anbieten. Schließlich geht es uns von ebrosia stets um kulinarischen Genuss! Beginnend bei den weißen, endend mit den roten Rebsorten, gehen wir hier auf beliebte Klassiker der portugiesischen Weinwelt ein.

Alvarinho

„Die Königin der Rebsorten“ - zumindest mit Blick auf eines ihrer Hauptverbreitungsgebiete - der Vinho-Verde-Region, stellt die Weißweinsorte Alvarinho dar. Sie kommt aus dem spanisch-portugiesischen Grenzgebiet und soll zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert aus Frankreich oder Deutschland nach Galicien gebracht worden sein, wurde demnach bereits im Mittelalter im Nordwesten der Iberischen Halbinsel kultiviert und weiterverarbeitet. In Spanien als „Albarinho“ bezeichnet, bedeutet dieser Name so viel wie „Die Weiße vom Rhein“, was wegen ihrer markanten, fruchtigen Säure auf die Ähnlichkeit zum Riesling hindeutet. Mit ihm ist Alvarinho allerdings nicht verwandt. Stattdessen sollen Sauvignon Blanc, Pinot Blanc, Malvasia Fina und Loureiro verwandte Sorten sein - um letztere wird es im Anschuss gehen.

Alvarinho zählt in Portugal zu den wenigen weißen Sorten, die reinsortig ausgebaut werden und stellt darüber hinaus mit Loureiro die Hauptrebsorten des bekannten Vinho Verde dar. Die Minho-Region ist in Portugal sein wichtigstes Anbaubaugebiet, während dies in Spanien auf die Region Rias Baixas zutrifft. In beiden Fällen kann die Rebsorte von verhältnismäßig kühlem Klima und trockenen, steinigen Schiefer- und Granitböden profitieren, auf denen sie wegen des rauen Atlantikeinflusses mitunter auf Pergolen wächst. So versucht man, sie vor Pilzbefall zu schützen. Die robuste, kleinbeerige Sorte hat einen mittleren Austrieb und eine kurze bis mittlere Reifephase, weshalb sie im Anbau gut handhabbar ist und nicht nur in Spanien seit den 1980er Jahren durch DO-Status einen weinbaulichen Aufschwung erlebt, sondern auch in den USA, Uruguay, Australien und Neuseeland angebaut wird.

Das dürfte vor allem auch daran liegen, dass die Sorte sowohl jung köstlich schmeckt, als auch nach mehr als zehn Jahren Reifung einzigartige Aromen entwickeln kann. Sie wird manchmal nicht nur mit Riesling, sondern auch mit Gewürztraminer verglichen, da sich zu ihrer angenehmen Frische auch Gewürzaromen gesellen können. Typischerweise treten Aromen von Zitrone, Grapefruit (vor allem in kühlen Regionen), Nektarine, Pfirsich, Melone oder Nassem Kies (vor allem in warmen Regionen) auf, die ebenso von weißen Blüten, wie z.B. Lilie oder Zitrusblüte, begleitet werden können. Insgesamt also sehr fruchtig, wodurch ein Wein aus Alvarinho (sofern kalt serviert) zu thailändischer, marokkanischer sowie indischer Küche passt. Kombinieren Sie ihn prinzipiell gern mit Meeresfrüchten, cremigen Saucen, Zitronenhühnchen oder französischer Ente l’orange. Er passt zu Ziegenkäse und eignet sich meist auch als Aperitif.

Loureiro

Der bereits erwähnte Vinho Verde wird klassischerweise aus den Rebsorten Alvarinho, Trajadura, Arinto, Avesso, Azal und der alten, autochthonen, spätreifenden Sorte Loureiro hergestellt, die - so wie all diese Sorten - ihre Bekanntheit vor allem auch diesem weltweit beliebten Wein-Klassiker zu verdanken hat. Ihren Namen hat sie wiederum ihrem Duft zu verdanken - übersetzt bedeutet er „Lorbeer“. Auch sie wird ebenso in Spanien angebaut und wird dort begriffstechnisch, wie unsere erste vorgestellte Rebsorte, nur um einen Buchstaben abgeändert. Ihr spanischer Name lautet „Loureira“. Während sie in Portugal hauptsächlich in der Appellation Minho sowie in Ribatejo, Oeste und auf den Azoren kultiviert wird, stellen Rías Baixas, Ribeira Sacra und Ribeiro die spanischen Hauptanbauregionen dar, wobei sie flächenmäßig in Portugal deutlich stärker vertreten ist. Am ehesten ist sie mit der Rebsorte Amaral verwandt.

Im fruchtbaren Norden und Nordwesten des Landes liefert sie oft sehr hohe Erträge und muss daher zur Qualitätssicherung beschnitten werden. Teils vier Meter hoch ranken die Loureiro-Reben auf kargen Granitböden unter Einfluss des Atlantiks und können so eine ganz einzigartige Geschmacksstruktur hervorbringen, die in vielen Fällen die frische Meeresbrise spürbar macht. Ein typischer Loureiro-Weißwein kommt meist trocken, sommerlich und eher alkoholarm (um die 10% vol.) daher. Er überzeugt mit angenehmer Säure sowie blumigen Noten und Zitrusaromen. Charakteristische Aromen können darüber hinaus Lorbeer, Akazie, Orange, Pfirsich und grüner Apfel sein. Entweder reinsortig, aber auch als Cuvées ausgebaut, findet man immer häufiger auch langlebige Loureiros. Weine dieser Rebsorte eignen sich in vielen Fällen hervorragend zu Oliven und Manchego-Käse. Auch Fisch oder Meeresfrüche sowie herzhafte Speisen, die frittiert wurden, kann ein typischer Loureiro toll begleiten.

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Arinto

Auch die dritte weiße Rebsorte, die in Portugal beliebt ist und den Namen Arinto trägt, haben wir bereits im Zusammenhang mit dem Vinho Verde erwähnt, allerdings ist sie in dem entsprechenden Vinho-Verde-Gebiet eigentlich unter der Bezeichnung „Pederna“ bekannt. Bezogen auf den von uns verwendeten Namen ist außerdem zu beachten, dass zu Arinto Tinto (Tempranillo) keine verwandtschaftliche Beziehung besteht. Erwähnt wird Arinto in Portugal erstmals 1712, wobei interessant ist, dass sich im Hinblick auf ihre Herkunft, wie schon bei Alvarinho, die Legende etabliert, die Rebsorte stamme vom Riesling ab und soll im Mittelalter durch deutsche Pilger vom Rhein nach Portugal gelangt sein. Doch auch hier ist keine Verwandtschaft zum deutschen Riesling nachzuweisen, wenngleich die Säurestruktur des Weines mitunter an Riesling erinnert. Stattdessen ist sie der Trajadura, einer weiteren alten portugiesischen Rebsorte, sehr ähnlich. Bei Arinto finden sich heutige Anbaugebiete außerhalb des Landes nur in Spanien.

Sie wird in Portugal hauptsächlich in Bucelas, einem kleinen Anbaugebiet in der Nähe von Lissabon, kultiviert und kommt zudem in den Regionen Bairrada, Vinho Verde, Alentejo, Beira Interior, im Douro-Tal, in Ribatejo, Rios do Minho, auf der Halbinsel Setúbal und auf den Azoren vor. Dort wächst sie bevorzugt auf Granit-, Schiefer- oder Sandböden, kann sich verschiedenen klimatischen Bedingungen gut anpassen, kommt also mit Hitze und Trockenheit zurecht. Wegen ihrer kompakten, kleinen Beeren und ihrer Anfälligkeit für Rohfäule sind die Arinto-Erträge manchmal gering, in guten Jahren bringt sie allerdings beachtliche Erträge ein und kann ihre Säure trotz des warmen Klimas gewinnbringend konservieren.

Diese Säure ist wiederum gleichzeitig der Grund dafür, dass nur relativ wenige sortenreine Weißweine aus Arinto zu finden sind. Denn ihr Säuregehalt ist mitunter zu hoch, weshalb sie entweder in Cuvées dafür eingesetzt wird, für die erwünschte Frische zu sorgen, aus ihr gekelterte sortenreine Weine zur Abmilderung der Säure altern oder sie zur Herstellung von Schaumweinen genutzt wird. Demnach gibt es sowohl lange haltbare als auch jung zu trinkende Arinto Weine. Ein bekannter Wein aus der Sorte ist der Bucleas (nach der gleichnamigen Region benannt), der mindestens 75% Arinto enthalten muss. Typische Aromen, die die Rebsorte hervorbringt, sind Apfel, Limette, Grapefruit, Zitrone und Bienenwachs. Je nach Verschnittpartner können sich die Geschmacksnoten der Weine natürlich ändern, wodurch auch Kräuter- und Blütenaromen, zum Beispiel von Jasmin, Vanille oder Muskat, vorkommen können. Probieren Sie einen Arinto zu vegetarischen Gerichten (z.B. zu einer Quiche mit Spargel), zu Fisch, Meeresfrüchten und hellem Fleisch sowie zu Tapas!

Touriga Nacional

Wie immer, wenn es in dieser Blog-Kategorie um die beliebtesten Rebsorten eines Landes gehen soll, teilen wir auch mit Blick auf Portugal in drei weiße und drei rote Sorten. Bei Letzteren angelangt, ist die erste rote die Touriga Nacional, die für viele die bedeutendste Rotweinsorte Portugals darstellt - vor allem wegen ihres Potenzials in der Portweinherstellung. Sie wird im Inland hauptsächlich im Norden, genauer im Douro-Tal, in Tras-os-Montes, in Dao und in Alentejo angebaut. Ihre erste schriftliche Erwähnung soll dem 13. Jahrhundert, der erste systematische Anbau im Jahr 1822 Dao zuzuordnen sein, wobei ihr genauer Ursprung unklar ist. Die Rebsorte weist allerdings eine nähere Verwandtschaft zur Sorte Tinta Barroca auf. Ende des 19. Jahrhunderts nimmt in Dao die Rebfläche der Touriga Nacional erheblich ab, unter anderem da sie eher kleinere Erträge liefert. Glücklicherweise stabilisiert sich allerdings ihre weltweite Anbaufläche, spätestens seit den 1990er Jahren. Obwohl sie anfällig für Echten und Falschen Mehltau, Fäulnis und aufgrund ihrer ungünstig stehenden Blätter auch für Verrieselung ist, existieren kleinere Anbauflächen auch in Spanien, Südafrika, Kalifornien, Australien und Neuseeland.

Zu ihrer Verbreitung trägt trotz der negativen Eigenschaften bei, dass die Reben und ihre kleinen, dickschaligen Beeren dennoch als wuchskräftig und robust beschrieben werden und bei guter Bodenbeschaffenheit auf Granit, Gneis oder Schiefer hervorragende Aromen entwickeln können. Die Reben mögen heißes Klima, das auch seinen Teil zu den tanninreichen und alkoholhaltigen Stillweinen aus Touriga Nacional beiträgt, die mit würziger Säure daherkommen. Diese Charakteristik kann sich sowohl reinsortig als auch in einer Cuvée zeigen und entsteht durch mitunter lange Reifeprozesse im Holzfass. Die meist tiefdunklen, geschmacksintensiven Erzeugnisse können Aromen von Blaubeere, Schwarzer Johannisbeere, Veilchen, Vanille und Bratenfleisch (charakteristisch für Douro) oder eher rote Fruchtnoten, Bergamotte und Veilchen (charakteristisch für Dao) hervorbringen. Während trockene Rotweine aus dieser Rebsorte zu Rindfleischgerichten, zu gegrilltem Steak oder zu Lammkoteletts passen, sollten Sie die süßen Portweine aus der Traube zu einer Käseplatte, zu getrockneten Früchten oder Walnüssen oder als Aperitif trinken.

Portwein-Fässer in einem Weinkeller
Volle Portweingläser in einer Bar

Touriga Franca

Man kann sagen, dass wir mit der nächsten Rebsorte in der gleichen roten Rebsortenfamilie bleiben, wie der erste Teil des Doppelnamens der Touriga Franca bereits verrät. Bei dieser Sorte handelt es sich um einen Nachkommen des Touriga Nacional, die in Kombination mit Marufo entstanden ist. Ab den 1940er Jahren wurde sie zeitweise auch als „Touriga Francesa“ bezeichnet. Allerdings klagte Frankreich auf Unterlassung dieser Benennung und gewann, woraufhin nun der alte Name nicht mehr auf Etiketten geschrieben werden darf. Anders als man vermuten könnte, scheint die Bezeichnung nichts mit einer französischen Herkunft zu tun zu haben. Stattdessen ist die Rote seit langem im Douro eine der sechs offiziellen Rebsorten für Portwein-Cuvées und wird in Trás-os-Montes, in Lisboa, in Tejo und auch in Alentejo zu Stillweinen ausgebaut. Auch außerhalb Portugals, in Kalifornien und Australien, werden aufgespritete Weine im Portweinstil aus Touriga Franca hergestellt. Darüber hinaus werden auch immer wieder tolle Roséweine aus ihr gekeltert.

Besonders vielschichtig können diese Erzeugnisse werden, wenn die Trauben auf nicht allzu trockenen Granit- oder Schieferböden über eine mittlere bis längere Zeitspanne reifen. Dabei weisen die Rebstöcke oft einen starken Wuchs auf und sind gegen die meisten Krankheiten, abgesehen von Sauerfäule, weitestgehend resistent. Das macht Touriga Franca zu einer weinbaulich relativ leicht handhabbaren Rebsorte mit gut kalkulierbaren Erträgen. Wenn dann im An- und Ausbau qualitätsorientiert gearbeitet wird, können elegante Weine mit samtigen Tanninen, gutem Körper und moderatem Alkoholgehalt entstehen. Ihre ausdrucksvolle Säure kann, begleitet durch vielfältige Aromen von Veilchen, Blaubeere, Pflaume und Kräutern, zum Ausdruck kommen. Die aus Touriga Franca gekelterten roten Stillweine passen meist wunderbar zu gebratenem Fleisch, Bohnensalat, Kartoffelgratin oder würzigem Käse. Die entsprechenden Portweine mit ihrer beerigen Süße sollten zu würzigem Blauschimmelkäsesorten wie Roquefort, Stilton und Gorgonzola oder aber zu schokoladigen Desserts probiert werden!

Tinta Barroca

Wir wollen diesen Artikel mit einer roten Rebsorte abschließen, die im Zusammenhang mit Touriga Nacional bereits Erwähnung fand - die Tinta Barroca, die mit den beiden vorangehenden Touriga-Sorten verwandt ist und ursprünglich ebenso aus Portugal stammt. Gemein ist allen drei Sorten, dass sie im Douro-Gebiet wichtig für die Herstellung hochwertiger Portweine sind. Auch von Tinta Barroca gibt es fast ausschließlich in Portugal Anbauflächen. Allerdings existieren ebenso in Südafrika Weingüter, die hervorragende Erzeugnisse aus der Rebsorte erschaffen. Insgesamt früher fast ausschließlich für Portwein verwendet, werden mittlerweile auch trockene Stillweine aus ihr hergestellt, die reinsortig oder im Verschnitt sanft und fruchtig überzeugen können. Auf dem Weg dahin musste sie erst einmal als Kreuzung aus den Rebsorten Marufo und Touriga Nacional entstehen und dann wurden 1899 im Dourotal erste Saatlinge gesetzt. Damals war sie noch unter dem Namen Tinta Grossa bekannt. Nach Südafrika gelangte sie in den 1920er Jahren und wird dort heute oft als „Tinta Barocca“ bezeichnet.

Neben dem Douro-Tal wird sie in Portugal auch in den Regionen Trás-os-Montes und Oeste, im Ribatejo und auf Madeira kultiviert, wo sie vergleichsweise früh auf Granit-, Gneis- und Schieferböden reift. Ihre Beeren haben zwar eine dicke Schale, sind aber gleichzeitig empfindlich gegenüber Hitze, weshalb sie von kühleren Anbaubedingungen, wie sie auf den Hanglagen des Douros anzutreffen sind, profitiert. Mit Trockenheit kommt Tinta Barroca besser klar und kann trotz ausbleibender Feuchtigkeit gute Erträge einbringen. Die blauschwarzen, robusten und temperaturbeständigen Trauben bringen tiefrote Weine mit natürlich hohem Zuckergehalt hervor, von denen es nur sehr wenige sortenreine Erzeugnisse gibt. Dominierende Noten von Tinta Barroca Weinen können Kirsche, Brombeere, Schwarze Johannisbeere, Dunkle Schokolade oder Kaffee sein. Trocken ausgebaut passen sie zu gebratenem Fleisch, gegrilltem Gemüse, deftiger Pasta oder Pizza oder zu würzigem Käse. Bei den Portweinen empfehlen wir die gleichen Speisen wie beim Touriga Franca.

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