Wenige Wochen vor Weihnachten machen keine guten Nachrichten für die britische Weinbranche die Runde. Die Wein- und Spirituosenindustrie Großbritanniens gibt im November eine Meldung bekannt, in der es heißt, dass es zu Versorgungsengpässen in der Alkoholbranche über die kommenden Feiertage kommen könne. Die Berichte über die britischen Versorgungsprobleme der jüngeren Vergangenheit betreffen also auch den Weinsektor. Zusätzlich zu den Folgen des Brexits ist der Industriezweig auch mit globalen Lieferengpässen konfrontiert. Wir wollen auf die verschiedenen Hintergründe eingehen.

Die Warnungen von Weinhändlern und Unternehmen

Zentraler Akteur, von dem die Warnungen ausgehen, ist die Wine and Spirit Trade Association (WSTA). Zu ihr gehören etliche kleinere Weinhändler und auch große Unternehmen wie Moet Hennessy, Pernod Ricard oder Laurent-Perrier. Insgesamt sollen sich 49 Unternehmen zusammengetan und den britischen Verkehrsminister Grant Shapps um Maßnahmen gebeten haben, um ein Lieferchaos über Weihnachten und den Jahreswechsel zu verhindern. Nachdem der Brief mit den Unterschriften die Regierung erreichte, soll sie nun die Bedenken zurückgewiesen haben. Doch der Mangel an Lkw-Fahrerinnen und -Fahrern scheint in dem Land offensichtlich zu sein.

Während sich die britische Regierung auf 5000 zusätzlich versprochene Visa beruft, da es in Folge des Brexits neue Gesetze gibt, die auch europäischen Lkw-Fahrern die Einwanderung erschweren, und mit beschleunigten Fahrprüfungen dem Mangel entgegenwirken will, fehlen der Weinindustrie die schnellen Maßnahmen. Denn die Inanspruchnahme der beiden vorgeschlagenen Konzepte hält sich in Grenzen. Stattdessen bekommt Großbritannien den Arbeitskräftemangel in der Logistikbranche schon länger nicht in den Griff, vor allem auch, weil viele osteuropäische Arbeitnehmer durch den Brexit das Land verließen. Daher fordert der Verband des Wein- und Spirituosenhandels unter anderem eine Verlängerung des befristeten Visaprogramms.

Weitere geforderte und eingeleitete Maßnahmen

Eine weitere Forderung in dem Schreiben der Unternehmen ist die Verbesserung der Transportwege von den Häfen in die Abfüllbetriebe sowie Lager- und Verkaufsstätten. Gründe für diese Forderung sind darin begründet, dass der Transport hier nicht zwei oder drei Tage, sondern mitunter 15 Tage dauere. Dies führt zu Containerrückstaus, beispielsweise an Knotenpunkten im Hafen von Liverpool oder in der Nähe von Manchester. Insgesamt fehlen, um es durch Zahlen konkreter zu machen, 100.000 Lkw-Fahrer und -Fahrerinnen, da mehrere zehntausend in Rente gingen, während der Corona-Zeit einige den anstrengenden und schlecht bezahlten Beruf aufgaben und wiederum mehrere zehntausend Osteuropäer als wesentliche Säule dieses Berufszweigs wegzogen.

Um auch die Reaktion der Regierung noch einmal deutlicher zu machen, sei erwähnt, dass deren Zurückweisung der Warnungen und Bedenken auf einer Liste von 32 Schritten fußt, die eingeleitet worden sein sollen, um die Probleme in den Lieferketten anzugehen. Unter anderem sollen vorübergehend die minimalen Ruhezeiten der Fahrer verkürzt worden sein, was langfristig nicht wirklich sinnvoll erscheint. Darüber hinaus sollen sogenannte „Wine-Trains“ fahren. Statt der Lkws transportieren also Sonderzüge mehrere hunderttausend Weinflaschen nach Großbritannien. So soll das Anstoßen unter dem Weihnachtsbaum für alle ermöglicht werden.

Die Folgen für die Verbraucher

Einige Beobachter weisen aus der Perspektive der Verbraucher auf die größten Supermarktketten des Landes - Tesco und Sainsbury's - hin. Diese starten trotz der Gesamtsituation Weinverkaufsaktionen, was zumindest nicht auf besorgniserregende Knappheit hindeutet. Ebenso wie in Deutschland scheinen also keine leeren Regale zu drohen, zumindest im Hinblick auf Wein und Spirituosen nicht.

Wozu es allerdings kommen kann, sind höhere Preise und weniger Auswahl. Ein teureres, in seiner Vielfalt reduziertes Sortiment ist in Großbritannien also wahrscheinlich. Die Preiserhöhungen kämen laut des Branchenverbandes durch die längeren Lieferzeiten zustande, während die kleinere Produktbandbreite mitunter auf die Containerstaus zurückzuführen ist. Sollte es hier demnächst keinen grundlegenden politischen Kurswechsel geben, zum Beispiel durch erhebliche Lohnerhöhungen in der Logistikbranche, könnte diese Versorgungskrise das Land noch lange beschäftigen. Wer weiß, ob dann nicht doch noch Feiertage auf dem Trockenen stattfinden.

Beitrag mit Freunden teilen


Was verrät ein Wein Etikett?


Laurent Perrier Champagner Brut
Laurent Perrier Champagner Brut
Moët & Chandon Champagner Impérial
Moët & Chandon Champagner Impérial
Moët & Chandon Champagner Rosé Impérial
Moët & Chandon Champagner Rosé Impérial
Pernod Ricard Pernod 40% vol.
Pernod Ricard Pernod 40% vol.