10 erstaunliche Wein-Fakten

Ganz gleich, ob Sie Kenner oder Einsteiger beim Thema Wein sind - in diesem Artikel stoßen Sie bestimmt auf das eine oder andere, das Sie noch nicht über die beste Nebensache der Welt wussten. Wir wollen Ihnen Außergewöhnliches, Lustiges und Interessantes aus der Welt des Weines in dieser Top-Ten-Liste kurioser Fakten näher- und Sie zum Lachen oder Staunen bringen, vielleicht sogar zum Erzähler bei Ihrer nächsten Weinunterhaltung machen. Denn Wein als Kulturgut bringt uns mit seinen ganz eigenen Geschichten immer wieder zusammen.

1. Der Ursprung des Weins

Wir beginnen mit einer Erzählung, die aus religiösen iranischen Schriften und Mythen hervorgeht und die Entdeckung des Weins Persien zuordnet. Heute handelt es sich bei der Hälfte der weltweit produzierten Weinmenge um Weißweine, doch als ca. 8.000 v.Chr. die ersten Weinstöcke gezüchtet worden sein sollen, war Wein ausschließlich rot. So auch vor ungefähr 5.000 Jahren in der persischen Region Shiraz, wo der regierende König Dschamschid zusammen mit seiner Ehefrau Arnewas Trauben anbauen ließ. Ein Ernteüberschuss soll im königlichen Keller eingelagert worden sein, wo die womöglich erste Maische der Welt ungewollt anfing, zu brodeln und zu gären.

Einige Zeit später soll die Königin Arnewas in den Keller gegangen sein, um sich durch das als Gift eingestufte Getränk das Leben zu nehmen, da sie an chronischer Migräne litt. Da es in der Folge - auch zur Überraschung von Hofstaat und König - zu Heiterkeit und Geselligkeit kam, tranken fortan nicht nur das Königspaar und ihr begeistertes Volk vom neuen Zaubertrank, sondern man beschloss, das Getränk unter dem Namen „Vinum“ und der anschließenden Bezeichnung „Appellation d’Origin Shiraz“ auch außerhalb Persiens mit Verbündeten zu teilen.

2. Napoleons Exilwein

Es folgten etliche Könige und Herrscher, die den Weinbau in Regionen auf der gesamten Welt weiterführten und Wein in höchsten Tönen schätzten und verehrten - wie auch der französische General, Diktator und Kaiser Napoléon Bonaparte. Der verlor Anfang des 19. Jahrhunderts die Schlacht von Waterloo gegen die alliierten Kräfte und wurde im Anschluss auf die britische Insel St. Helena verwiesen, wo er seine Memoiren verfasste. Kurz vor seinem Tod soll er nach einem Muscadel vom Weingut Constania im südafrikanischen Kapstadt verlangt haben. Diesen Wein kann man dort heute, durch Nachzüchtung alter Reben, im selben alten Weingut kaufen und trinken. Ob der Geschmack durch moderne Verfahren der gleiche ist wie mit alten Produktionstechniken sei aber dahingestellt.

3. Französischer Widerstand

Wir bleiben thematisch in Frankreich und ebenso bei Wein in Krisen- und Kriegszeiten. Während der Besatzung Frankreichs durch Nazideutschland existierte der Trinkspruch „Noch eine Flasche weniger für die Deutschen“, der diese Geschichte treffend auf den Punkt bringt. Denn es gab einen direkten Bezug zu den Plänen der Nazis, die auf einen Befehl Hitlers hin, wertvolle Spirituosen, Weine und Champagner nach Deutschland transportieren sollten. Mutige Franzosen widersetzen sich, Lokführer ließen Züge voller Wein verschwinden und Pariser Sommeliers servierten jungen Wein, der mit „falschem“ Staub versehen wurde, als uralte Seltenheit, um französisches Kulturgut vor den Nazis zu schützen.

Auch auf höherer Ebene wagte ein Franzose mit dem Namen François Taittinger Widerstand und füllte sprudelndes Spülwasser in Champagnerflaschen, um es dann als vermeintliche Weinlieferung an den mit der Führung des deutschen Wirtschaftsministeriums betrauten Hermann Göring zu schicken. Um etliche Flaschen mehr ging es wiederum bei einer anderen Begebenheit, die sich im Luxus-Restaurant „La Tour d’Argent“ zutrug. Hier sollten 100.000 Flaschen von den deutschen Besatzern abtransportiert werden, aber die Pariser Besitzer mauerten 1940, quasi mit der Kapitulation Frankreichs, 20.000 Flaschen ein, um wenigstens ein Fünftel der Flaschen vor den Deutschen zu schützen.

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4. „Schutzengel von Bordeaux“

Für die nächste Geschichte bleiben wir in der wahrscheinlich dunkelsten Zeit deutsch-französischer Geschichte und wechseln die Perspektive, um uns insgesamt thematisch in Richtung Deutschland zu bewegen. Diesmal geht es um Widerstand von deutscher Seite während des zweiten Weltkriegs, der hier auch in Frankreich stattfand. Der Akteur war der deutsche Offizier Heinz Stahlschmidt, der sich weigerte, den Hafen von Bordeaux zu bombardieren, wo mehrere Millionen Flaschen Wein lagerten. Er warf die Bombe stattdessen über einem deutschen Sprengstoffdepot ab und verschonte damit viele Franzosen mit ihrem Tod.

Er erhielt 1944 die französische Staatsbürgerschaft, heiratete eine Französin und lebte bis ins Jahr 2010 in Bordeaux. Von dem französischen Historiker Dominique Lormier wurde er in einem Buch als „Schutzengel von Bordeaux“ bezeichnet und 2012 benannte die Stadt Bordeaux ihren Hafen nach ihm.

5. Der steilste Weinberg der Welt

Wie schon angekündigt, werden sich die nächsten Fakten auf Deutschland beziehen, auch wenn das im ersten Moment die eine oder den anderen überraschen mag. Denn es geht nun um echte Superlative im Kontext von Wein. Wir beginnen beim steilsten Weinberg der Welt. Es gibt zwar Berichte über sehr steile Weinberge in Nepal, aber die meisten Quellen verorten den steilsten Hang am Bremmer Calmont an der Mosel. Seine Neigung beträgt unglaubliche 68%. Um dies einzuordnen: ein Weinberg gilt als Steillage, wenn dessen Hangneigung prozentual oberhalb von 30 liegt. Ca. 3.500 ha – so groß ist die Fläche an Steillagen im Mosel-Weingebiet. Damit ist es global das größte Steillagenweinbaugebiet. Am Calmont, zwischen Bremm und Ediger-Eller, ist die Pflege der Reben nur per Hand möglich und unter anderem deshalb sehr zeitaufwändig.

6. Das größte Weinfass der Welt

Das größte Weinfass der Welt ist ein Restaurant, das Sie in Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz antreffen können. Theoretisch könnte es 1,7 Millionen Liter Wein fassen, aber es war seit seiner Entstehung noch nie mit Wein gefüllt. Richtet man sich danach, so muss man ein wenig in die deutsche Weingeschichte zurückblicken. Denn sächsische und pfälzische Kurfürsten duellierten sich zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert bezüglich des größten Holzbehältnisses für Wein. Das letzte „Heidelberger Fass“ wurde 1751 fertiggestellt, konnte 221.726 Liter Wein fassen, aber es wurde nur dreimal befüllt, da es nicht ausreichend dicht war.

7. Der älteste trinkbare Wein der Welt

Vom Anbau, dem Steilhang, zur Gärung, dem Weinfass, hin zum fertigen Wein – doch nicht irgendeinem, sondern dem ältesten noch trinkbaren, dessen letzte Flasche sich in Deutschland befindet. Sie ist bei Besichtigungen des Bürgerspital Weinguts in Würzburg zu bestaunen. Eine Stadt, die unter anderem für ihre Weinfeste bekannt ist und im Jahr 1961 für Schlagzeilen sorgte. Denn der älteste Weißwein der Welt aus dem Jahr 1540, der als „Würzburger Stein“ bezeichnet wird, wurde damals von Hugh Johnson und einigen wenigen weiteren Weinliebhabern verkostet. Er bezeichnete ihn später gegenüber der Öffentlichkeit als „lebendig“, was für die meisten Menschen kaum vorstellbar ist. Nicht nur, weil der Wein so viele Jahrhunderte überlebte, sondern auch weil wohl niemand wieder davon kosten wird, zumal der im Guiness-Buch der Rekorde als ältester Weinjahrgang der Welt dokumentierte Wein erstens nur selten besichtigt werden kann, und darüber hinaus natürlich auch nicht angefasst werden darf.

8. Die größte Weinflasche aus Glas

Für die nächste Superlative verlassen wir Deutschland zwar, bleiben aber im deutschsprachigen Raum. Denn im Asia-Restaurant Engel Wang Fu in Lichtenau/Vorarlberg in Österreich steht die größte Weinflasche aus Glas. Herstellen lassen ließ sie Robert Keringer, der ein eigenes Weingut in Mönchhof im Nordburgenland besitzt. Die Flasche ist drei Meter hoch, wiegt 770 kg und enthält sagenhafte 1590 Liter Wein. Mit dieser Menge schaffte es diese Riesenflasche 2017 ins Guiness-Buch der Rekorde. Auch der Verschluss mit 30 cm breitem Naturkork ist mehr als bemerkenswert.

9. Die teuerste Flasche Wein der Welt

Nachdem wir uns nun mit extremen Neigungen und Größen sowie kaum fassbarem Alter von Weinen beschäftigt haben, kommen wir nun zu einer weiteren interessanten Kategorie - dem Preis. Hier sind Herkunftsgebiet, Jahrgang sowie Angebot und Nachfrage entscheidend, wobei es gar nicht so einfach ist, die eine teuerste Flasche zu benennen, denn Preisangaben internationaler Händler und Handelshäuser können zum Teil stark variieren.

Vergessen sollte man allemal nicht, dass sich ein solcher Kauf nicht nur um Eleganz und potenziellen Hochgenuss dreht, sondern dass es sich um Wertanlagen handelt. So gewiss auch bei der 6-l-Flasche des 1947er Château Cheval Blanc, bei dem es sich um einen besonderen Jahrgang aus edelstem Haus handeln soll. Dieser Wein wurde in Saint-Émilion in Frankreich hergestellt und für 304.000 US-Dollar (umgerechnet 219.000 Euro) an einen Genfer Privatsammler versteigert.

10. Die Genetik der Weine

Wir beenden diese Hitliste mit einer Tatsache, die noch nicht allzu lange eine Rolle spielt, die aber bei der Suche nach neuen, vielversprechenden und auch widerstandsfähigen Rebsorten einen wichtigen Stellenwert einnimmt - die Genetik der Weine. 2007 entzifferten französische und italienische Forscher die vollständige Erbgutsequenz der Weinpflanze. Viele darin enthaltene Gene kodieren beispielsweise die Bauanleitungen der Aromastoffproduktion.

Auch die Herkunft der Traubenfarbe lässt sich bestimmen. Um noch ein bisschen in die Tiefe zu gehen: Die Gene MYBA1 und MYBA2 sind z.B. die wichtigsten genetischen Determinanten der Traubenhautfarbe und die Mutation zweier funktioneller Gene (VvMYBA1 und VvMYBA2) führt zu weißer Hautfarbe. Ein Beispiel für verwandte, nahezu identische Rebsorten sind Spät-, Grau- und Weißburgunder, deren Beeren sich durch ihre Farbgebung unterscheiden.