Das Weinbaugebiet Rheinhessen liegt im Bundesland Rheinland-Pfalz. Sage und schreibe ein Fünftel der Fläche dieser Region ist mit Reben bepflanzt. Dies macht Rheinhessen zum größten Weinanbaugebiet Deutschlands. Dieser Spitzenplatz bedingt aber eine andere charakteristische Eigenschaft der Region. Aufgrund der Vielzahl an Reben besitzt Rheinhessen sehr wenig Wald.

Hier kann Rheinhessen punkten

Daher gilt das Gebiet als die waldärmste Region Deutschlands. Viele Teilgebiete sind von Trockenheit geprägt. In Kombination mit dem Einfluss des Rheins also optimale Bedingungen für den Weinbau.
Darüber hinaus gibt es eine große Vielfalt an Böden: In Rheinhessen trifft man auf Quarzitböden, Kalksteinböden, Lehmböden, rötliche Schieferböden und Mergelböden.

Zahlen und Fakten

Um die Weinregion durch ein paar Zahlen zu charakterisieren: Rheinhessen verfügt über rund 26.500 ha Rebfläche, etwa 6.000 Winzer und cirka 120 Mio. Rebstöcke, die jährlich rund 2,5 Mio. Hektoliter Wein erzeugen. Rund 70% der Reben sind Weißweine – allen voran der Müller-Thurgau und der Riesling. Von den 136 Gemeinden in Rheinhessen betreiben lediglich fünf Gemeinden keinen Weinbau.

Eine weit zurückreichende Weingeschichte

Rheinhessen besitzt eine sehr große Weinbautradition. Die Wurzeln gehen bis ins Jahr 20 v. Chr. Zurück. Die älteste Weinlage Deutschlands befindet sich im rheinhessischen Ort Nierstein und trägt den Namen „Niersteiner Glöck“. Sie wurde im Jahr 742 erstmalig urkundlich erwähnt. Aus diesem Nierstein stammte auch der berühmte Riesling, der vor dem Ersten Weltkrieg einen großartigen Ruf genoss und auf internationalen Auktionen Spitzenpreise erzielte.

Die jüngere Geschichte und ein bemerkenswertes Umdenken

Etwa Mitte des 20. Jahrhunderts begann eine Phase, die den Ruf Rheinhessens nachhaltig schädigen sollte. Winzer produzierten mehr und mehr Wein ohne auf die Qualität zu achten. Gerade die „Liebfrauenmilch“ – die ursprünglich ein Qualitätsprodukt gewesen war – und andere preisgünstige und oftmals wässrige Weine stehen symbolisch für diesen Trend.

Gegen Ende das 20 Jahrhunderts kam es – besonders durch eine neue Generation an Winzern – zu einem konsequenten Umdenken. Der Ruf Rheinhessens hat sich seither wieder erholt. Einige Rieslinge aus rheinhessischen Steillagen besitzen einen so vortrefflichen Charakter, dass sie es mit den besten Rieslingen aus dem Elsass und Österreich aufnehmen können. Doch das Umdenken hat noch kein Ende. Einige junge Winzer beschäftigen sich neben den in Rheinhessen weit verbreiteten weißen Sorten nun auch vermehrt mit roten.
Es gibt revolutionäre Winzer, die am „Roten Hang“ – einer weltberühmten Riesling-Lage – nun Rotweinreben pflanzen lassen. Von Kritikern als „Entweihung des Riesling-Denkmals“ beschrieben, existiert aber ein guter Grund für diese Entscheidung. Aufgrund des Klimawandels werden einige Teile des „Roten Hangs“ zu warm für den Riesling. Man darf gespannt sein, welche Entwicklungen sich in der nahen Zukunft im größten Weinanbaugebiet Deutschlands noch zeigen werden. Im Meer der Reben, die sich über das rheinhessische Hügelland erstrecken, gibt es noch immer viel Entwicklungspotenzial.