Der Wein muss atmen - wie Sie einen Dekanter richtig benutzen

Wein dekantieren bedeutet, den Wein atmen zu lassen. Bei diesem Vorgang wird der Wein umgefüllt und kommt dadurch mit Sauerstoff in Berührung, um seinen vollen Geschmack zu entfalten. Umgefüllt wird der Wein dabei in einen sogenannten Dekanter. Diese bauchigen Karaffen sind in ihrer Form speziell dafür gefertigt, um einen optimalen Sauerstoffzugang zu ermöglichen, gleichzeitig aber das Aroma zu behalten. In diesem Ratgeber verraten wir Ihnen, wie Sie einen Dekanter richtig einsetzen. 

Was ist ein Dekanter und wie wird dieser richtig eingesetzt?

Dekanter beschreibt eine spezielle Form der Weinkaraffe, vergleichbar ist diese Form etwa mit der eines Reagenzglases. Dekanter haben also einen klar ausgeformten Bauch und einen langen Hals, außerdem sind sie aus stabilerem Glas geformt und besitzen einen Verschluss und oft auch eine Ausschankhilfe. Dekantierausgießer können Sie aber auch als spezielles Zubehör für die Flasche erwerben. Ursprünglich erfolgte das Umfüllen, um den flüssigen Wein von Schwebstoffen - also festen Überbleibseln wie Weinstein - in der Flasche zu trennen. Die Rückstände wurden dabei am Boden des Dekanters gesammelt und vom Wein getrennt. Diese historische Form der Nutzung ist vor allem bei älteren Weinen noch erforderlich, jüngere Weine sind hierfür weniger anfällig. Stattdessen nutzen Sie den Dekanter, um den Wein mit Sauerstoff zu versorgen und dadurch den vollen Geschmack zu entfalten. Chemisch tritt ein Nachreifeprozess ein, sobald der Wein mit dem Luftsauerstoff in Berührung kommt. Dies geschieht ganz natürlich im Glas, doch ein nicht dekantierter Wein müsste für die volle Öffnung des Bouquets acht bis zwölf Stunden im Glas verweilen. Selbst als geduldige*n Weintrinker*in stellt Sie dies auf eine harte Probe. Im Weindekanter kommt schlichtweg durch die Gefäßform bedingt mehr Luft an den Wein und er kann in vollem Umfang genossen werden.

So wird ein Dekanter in der Praxis genutzt

Eine Ausbildung zum professionellen Sommelier ist nicht erforderlich, um den Wein zu dekantieren. Das einfache Umfüllen reicht in vielen Fällen bereits aus, doch um es perfekt zu machen, sollten Sie einige Tipps beachten. Zunächst wäre da die korrekte Lagerung. Ein Wein, der auf das Dekantieren vorbereitet wird, sollte einige Tage vor dem Genuss aufrecht gelagert werden. Je nach Beschaffenheit Ihres heimischen Weinregals erfordert dies also ein gewisses Maß an Vorlauf. Zudem sollten Sie den Wein nicht so schnell wie möglich in die Dekantierkaraffe umgießen, auch wenn Sie Angst vor dem Verschütten haben. Stattdessen lohnt sich langsames Umgießen, denn das sogenannte Depot gießen Sie somit nicht mit in den Dekanter. Das Depot bezeichnet den bitteren "Bodensatz" in der Weinflasche, den der Sommelier in der Flasche lässt. Füllen Sie den Wein also langsam um und leuchten Sie mit Kerze oder Lampe gegen die Flasche. So können Sie beobachten, wenn Sedimente in Richtung Flaschenhals taumeln und die Flasche wieder einige Zeit ruhen lassen. Und natürlich kommt es auch auch die Wahl des Weines an. Junge Weine haben beispielsweise noch kein Depot gebildet und müssen daher nicht langsam dekantiert werden. Lediglich bei älteren Rotweinen ist das Dekantieren für den optimalen Genuss tatsächlich notwendig. Bei Weißweinen wird übrigens überhaupt nicht dekantiert, da die feinen Noten durch zu viel Sauerstoff eher überstrapaziert würden. Wenn Sie hier in einen Dekantierer umfüllen, dann schaden Sie dem Weingenuss eher.

Weingenuss ist oft Geduldsfrage

Wein muss atmen (zumindest Rotwein). Nur mit Sauerstoff können auch die feinsten Aromen im Glas wirklich zur Geltung kommen. Gleichzeitig hilft das Dekantieren dabei, Bitterstoffe und Weinstein in der Flasche zu behalten und diese enden nicht peinlicherweise in Ihrem Glas. Dass das Ausgießen aus dem Dekanter natürlich auch ästhetische Vorteile hat und das Weintrinken zu einem geselligen Ritual in erlesener Runde macht, ist nur ein zusätzlicher Vorteil. Für ganz Eilige gibt es mit Schnell-Dekantern auch Möglichkeiten, dein Wein einfach durch eine Luftzufuhr ins Glas laufen zu lassen. Diese Ausgießer beschleunigen den Prozess des Dekantierens,sind aber auch um Einiges weniger ansehnlich und umständlicher als Dekantiergefäße.