Das wunderschöne Weinbaugebiet Abruzzen liegt in Mittelitalien. Im Westen der Region befindet sich deren Hauptstadt L’Aquila, im Osten grenzt sie an ans Mittelmeer. Im Grunde handelt es sich um einen schmalen Küstenstreifen entlang der Adriaküste, der von sanften Hügeln und schroffen Bergen geprägt wird. Letztere, konkreter das Majella- und das Gran-Sasso-Massiv, steigen auf bis zu 3.000 Metern Höhe an, was jenen Abschnitt bezüglich landwirtschaftlicher Nutzung scheinbar weniger bedeutend macht. Hinzu kommt, dass Abruzzen u.a. mit dem ältesten Naturschutzgebiet der Apenninen und dem abruzzischen Nationalpark im Süden den größten Anteil an Naturschutzräumen Italiens verzeichnet.

Trotzdem hat neben dem Olivenöl- auch der Weinanbau in Abruzzen eine lange Tradition. Schon im 6. Jahrhundert v.Chr. sollen hier die ersten Weinreben kultiviert worden sein. Heute befinden sich die meisten Weinberge der ca. 34.000 Hektar Rebfläche auf Höhenlagen von bis zu 600 Metern. Zwar kommt marktanteilig der Erwirtschaftung von Massenerträgen (wie in Emilia-Romagna) weiterhin eine tragende Bedeutung zu, gleichzeitig kann Abruzzen zunehmend mit einer ungewohnten Wein-Vielfalt überzeugen.

Die Bedingungen für zahlreiche Genossenschaften

Positiv auf die zum Teil guten Qualitäten wirkt sich ausgeglichenes, von starken Temperaturunterschieden zwischen Sommer (rund 28 Grad) und Winter (rund 2 Grad) geprägtes Klima aus. Gemeint ist damit ein mediterraner Einfluss, durch den die Sommermonate trocken und warm und die Wintermonate feucht und kühl sind. Weiterhin profitieren die abruzzischen Winzer, die sich vorrangig in Genossenschaften vereinigen, von kalkreichen Lehmböden, die die Entstehung von tollen Weinen begünstigen. Sie haben oft das Potenzial qualitativ den Charakter einfacher Massenweine zu übersteigen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den roten Weinen.

Fruchtige Weine mit echtem Charakter

Allerdings sind schwere Rotweine in den Abruzzen genauso beheimatet wie ein angenehm runder Pinot Grigio. Zu den bekannten Rotwein-Sorten gehört in jedem Fall der Montepulciano d'Abruzzo, ein stämmiger Rotwein mit echtem Charakter. Gekeltert in den Provinzen L'Aquila, Teramo, Chieti und Pescara aus der Montepulciano-Traube, galt er lange als einfach und schlicht. Seine Trauben benötigen viel Reifezeit und Sonne.
Mit Geschick und Mühe haben Winzer aus dem Montepulciano d'Abruzzo mittlerweile einen Rotwein gemacht, in dessen Körper sich fruchtige Aromen mit einer rauchigen Note verbinden. Er entstand im Jahr 1968 und deckt heute fast 7.500 Hektar Rebfläche ab. Erlaubt sind mindestens 85% Montepulciano und bis zu 15% Sangiovese.
Ähnlich ist es beim DOC-Weißwein Trebbiano d’Abruzzo, der im Jahr 1972 entstand. Er wird zu mindestens 85% aus Trebbiano-Trauben hergestellt, dann heißt er entweder Trebbiano Toscano oder Trebbiano d’Abruzzo und kennzeichnet sich durch eine mineralische Note, würzige Aromen und kräftige Frucht. Alternativ sind auch die intensiven und beerenfruchtigen Rosés aus der Montepulciano-Traube, dort als Cerasuolo bekannt, zu erwähnen.