Wahrscheinlich wissen nur wenige, dass der Weinbau für die Wirtschaft Wiens eine entscheidende Rolle spielt und er darüber hinaus der Erhaltung des Grüngürtels der Hauptstadt Österreichs dient. Eine Großstadt als wichtiges Weinbaugebiet und gleichzeitig eigenständige Weinbauregion - eine absolute Rarität. Auf 637 Hektar werden hier heute von ca. 500 Betrieben Reben angepflanzt, im Mittelalter waren die Weinberge sogar fester Bestandteil des Stadtbildes und natürlich war schon damals die Nähe zur Donau vorteilhaft.

Denn die erste Hochphase erlebte der Wiener Weinbau schon im 3. Jahrhundert n.Chr., als römische Legionäre entlang der Donau erstmals Weinreben in größerem Ausmaß kultivierten. In den letzten Jahrhunderten konnten sich Familienunternehmen mit langer Tradition etablieren, die es mittlerweile schaffen, moderne Herstellungsverfahren und Kellerarchitektur mit der einzigartigen Wiener Weinbaugeschichte zu verbinden. Aber auch junge ideenreiche Winzer und Quereinsteiger zieht es in die Weinstadt - hin zur tollen Atmosphäre der sogenannten Heurigen-Ausschanklokale und zu den optimalen Anbaubedingungen.

Hervorragendes Klima für Weiß- und Rotweine

Wie überall im Osten Österreichs kennzeichnet sich das Klima in Wien durch einen milden pannonischen Wettereinfluss vom Burgenland her. Lage und Klima können so hervorragend für den Weinbau zusammenspielen. Hinzu kommt die Vielfalt der Bodenverhältnisse. Kalkreicher Boden, der sich aus Schiefer, Schotter, Löss und Lehm zusammensetzt, ermöglicht es den Wiener Winzern, originelle Weinaromen zur Entfaltung zu verhelfen.
Vor allem der „Wiener Gemischte Satz“ (DAC-Status) wird von den meisten Weinbauern angebaut – eine zusammengestellte Mischung unterschiedlicher Rebsorten, die auf demselben Weinberg wachsen und zur gleichen Zeit gelesen werden. Aus ihr wird der bekannte fruchtig-würzige Jungwein „Heuriger“ gekeltert. Des Weiteren gedeihen verheißungsvolle Chardonnays, Rieslinge, Weißburgunder und Grüne Veltliner Weißweine. Sie werden auf Lagen wie dem Nussberg, Bisamberg oder Jungenberg kultiviert.
Gleichzeitig können immer wieder intensive Rotwein-Cuvées begeistern und zum Teil auch reinsortige Pinot Noir, Cabernet Sauvignon oder Zweigelt Rotweine. Zwar ist nur ein Siebtel mit roten Sorten bestockt, aber die mitunter komplexen Rotweine sind im Kommen.

Die jüngsten Entwicklungen

Insgesamt kann man auf jeden Fall davon reden, dass Niveau und Anspruch der Winzer, aber auch der Konsumenten im letzten Jahrzehnt gestiegen sind. Internationale Verkostungsveranstaltungen und lokale Messen wie „Wienwein“ haben zudem zum Aufschwung des Wiener Weinbaus beigetragen. Der einheimische Wein wird schon lange nicht mehr nur vor Ort genossen, stattdessen nehmen die Exportzahlen zu. Um die Zukunft Wiens als Natur- und Kulturlandschaft zu erhalten, schreibt ein Wiener Gesetz mittlerweile vor, dass die dortigen Rebflächen bewirtschaftet werden müssen, um so bedeutende Weinlagen vor Immobilien-Spekulationen zu bewahren. Ergebnis ist eine moderne Stadt, die durch ländliche Einflüsse ein unvergleichliches Flair erzeugt.