Was ist der Unterschied zwischen Wein und Champagner? Was macht den Wein zum Champagner? Wofür braucht die Welt ihn, wenn es doch so hervorragende Weine gibt? Diesen Fragen nähern wir uns in dem folgenden Artikel!

Eine erste humorvolle Antwort gab Lily Bollinger 1961 während der Präsentation eines Jahrgangschampagners: "Ich trinke Champagner, wenn ich froh bin, und wenn ich traurig bin. Manchmal trinke ich davon, wenn ich allein bin; und wenn ich Gesellschaft habe, dann darf er nicht fehlen. Wenn ich keinen Hunger habe, mache ich mir mit ihm Appetit, und wenn ich hungrig bin, lasse ich ihn mir schmecken. Sonst aber rühre ich ihn nicht an, außer wenn ich Durst habe."

Schauen wir uns an, wie ein Wein zu Champagner wird. Denn während für die meisten Weine nach dem Ausbau mit der Reifung eine Zeit der Ruhe beginnt, fängt die Arbeit am Champagner erst so richtig an.

Ein garantiert französischer Trinkgenuss

Weinländer finden sich unzählige auf dem Globus. Echter Champagner aber kommt stets aus Frankreich, genauer: aus der im Osten des Pariser Beckens gelegenen Champagne, an die sich im Süden das Burgund anschließt. Sowohl über die Zusammensetzung dieses edelsten aller Schaumweine als auch über den Herstellungsprozess wachen strenge Reglements. Praktisch bei keinem Wein wird die Herstellung ähnlich sorgfältig kontrolliert wie beim Champagner.

Welche Trauben machen einen Champagner zu dem, was er ist?

Von den fast 250 in Frankreich für den Weinbau kultivierten Rebsorten sind gerade mal sieben zur Champagnerproduktion zugelassen: Pinot Noir (Spätburgunder), Pinot Meunier (Schwarzriesling) und Chardonnay, daneben auch Arbane, Petit Meslier sowie Pinot Gris Vrai (Grauburgunder) und Pinot Blanc (Weißburgunder) zugelassen. Letztere spielen allerdings seit der Reblauskrise in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts so gut wie keine Rolle mehr. Hin und wieder taucht die eine oder andere von ihnen als Begleiter der drei Hauptsorten auf.

Die meisten Champagner sind Cuvées aus zwei oder drei Rebsorten - den rote Trauben von Pinot Noir/Pinot Meunier und der weißen Chardonnay-Traube. Ein Blanc de Noir besteht nur aus den dunklen Sorten, während ein Blanc de Blancs Champagner reinsortig aus Chardonnay gewonnen wird.

Die Erfindung des Champagners

Die Geschichte des Weins lässt sich über mehrere Jahrtausende zurückverfolgen; die Entstehung der Weinkultur ist nur gelegentlich von verändernden Ereignissen geprägt, wie etwa der erwähnten Reblauskatastrophe. Beim Champagner dagegen markieren eindeutig identifizierbare Fixpunkte die Entwicklungsschritte vom Stillwein zum herrlichen prickelnden Luxustrank.

1662: Erfindung der zweiten Gärung

Der englischer Arzt und Erfinder Christopher Merret veröffentlichte die erste Rezeptur zur kontrollierten Herstellung von Schaumwein. Er beschrieb die Flaschengärung, eine zweite Gärung des Weins, bei der eine Zuckerzugabe (Dosage) für die Entstehung der perlenden Kohlensäure sorgt.

Ab 1668: erweiterte Assemblage

Dass rote Rebsorten die bis dahin ausschließlich verwendeten weißen ausgezeichnet ergänzen können, entdeckte der Benediktinermönch Dom Pierre Pérignon. Als Kellermeister beaufsichtigte er die Vorräte und auch die Weinproduktion der Abtei Hautvillers in der Champagne.

1837: Ermittlung der Dosage

Der französische Apotheker Jean-Baptiste François stellte 1837 die Lösung eines Problems vor, das die Champagnerpreise immer wieder in irrwitzige Höhen getrieben hatte: Jean-Baptiste François erfand ein Messverfahren, mit dem sich der Zuckerhalt des Weins vor der zweiten Gärung ermitteln ließ. Auf dieser Basis ließ sich von nun an die korrekte Dosage ermitteln.

Nach 1805: Rütteln und Degorgieren

Und schließlich: Barbe-Nicole Clicquot (1777 - 1866), war nicht nur die erste Frau, die ein Champagnerhaus leitete. Sie ersann auch die "Méthode classique", bei der die Flaschen im Zuge einer 21 Tage dauernden schrittweisen Drehung auf den Kopf gestellt ("gerüttelt") werden. Mit der Zeit sammeln sich die im Champagner umherwirbelnden Hefeteilchen allmählich wie ein Korken im Flaschenhals. Beim anschließenden Degorgieren wird der Hefepfropfen entfernt - zurück bleibt ein nicht nur Gaumen und Nase, sondern auch den Augen wohlgefälliger Schaumwein.