Anfang diesen Jahres machte in der deutschen Weinwelt die Nachricht die Runde, dass „Piwi International“, ein Verein, der es sich zur Aufgabe macht, zwischen Winzern und „Züchtern neuer Rebsorten“ zu vermitteln, eine Regionalgruppe mit dem Namen „Piwi Deutschland“ gegründet hat. Dies nehmen wir zum Anlass, um Ihnen etwas mehr über den Verein, aber vor allem auch über dessen Kernanliegen - die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten - nahezubringen.

Der Verein Piwi Deutschland e.V.

Der neu gegründete Verein besteht aus 21 Gründungsmitgliedern und soll schon im Dezember letzten Jahres gegründet worden sein. Er hat sich zum Ziel gesetzt, Projekte und Kooperationen zu unterstützen, die Biodiversität und Nachhaltigkeit im Weinanbau in den Fokus setzen. Allem voran geht es darum, sich mit Verbänden, Institutionen und anderen Vereinen zusammenzutun, um nicht nur den Bekanntheitsgrad der vielversprechenden PIWI-Sorten zu erhöhen, sondern auch deren Akzeptanz bei Winzern und Kunden. Doch worum handelt es sich bei PIWIS eigentlich genau? Wo kommen diese Sorten her? Was ist das Vielversprechende an ihnen?

Was sind PIWI-Rebsorten?

Die PIWIS werden gezielt gezüchtet, wobei hier keine Gentechnik zum Einsatz kommt. Stattdessen entstehen sie durch die Kreuzung unterschiedlichster gängiger Sorten. Im Anschluss erhalten sie neue Namen, was die Vielfalt von PIWI-Sorten weltweit enorm zahlreich macht. Ziel der Neuzüchtung ist, die Rebsorten gegen Pilzkrankheiten (vor allem gegen Meltau) resistenter zu machen, um somit zukünftig weniger oder keine biologischen oder chemisch-synthetischen Pestizide einsetzen zu müssen. Daran anschließend entstehen zwei zentrale Fragen.

Die erste Frage ist die nach der Notwendigkeit dieser zwar innovativen und auch naheliegenden Alternative, aber gleichzeitig auch stark einschneidenden Vision dieser Bewegung. Immerhin haben sich viele traditionelle rote und weiße Rebsorten (z.B. Riesling oder Spätburgunder) über viele Jahrzehnte etabliert und weisen unverwechselbare Charakteristiken auf. Beschäftigt man sich allerdings mit den Analysen der EU zum Pflanzenschutzeinsatz pro Hektar und Jahr, so schneidet der Weinbau im Vergleich mit anderen Landwirtschaftszweigen alles andere als gut ab. Viele Winzer suchen deshalb nach neuen Wegen, nachhaltiger zu bewirtschaften.

Woher kommen die PIWIS?

Die zweite Frage zielt auf den Fokus des neu gegründeten Vereins ab. Denn viele haben von den PIWI-Sorten noch nie etwas oder nur sehr wenig gehört, was zunächst verwunderlich erscheint, da viele Weinkenner im Zusammenhang mit den Rebsorten von der Zukunft des Weinbaus sprechen. „Piwi International“ war beispielsweise bisher fast ausschließlich in der Schweiz, Österreich und Italien aktiv. Auch in Polen und Dänemark sind die Sorten im Trend. In Deutschland wird zunehmend über die PIWIS gesprochen, allen voran angetrieben durch das Staatliche Weinbauinstitut in Freiburg, das mit einer zunehmenden Zahl an Weingütern zusammenarbeiten möchte, um ebendiese Reben verstärkt anzupflanzen.

Doch zunächst noch einmal zurück zum Ursprung der PIWIS. Ungefähr Ende des 19. Jahrhunderts erlebte diese Züchtung einen Schub und hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm weiterentwickelt. Zwar fand man heraus, dass es sinnvoll ist, die durch ihre hohe Qualität bestechenden Reben aus Europa mit den widerstandsfähigeren Sorten aus Amerika zu kombinieren, aber es gab lange Zeit etliche PIWI-Rebsorten, bei denen es hauptsächlich um hohe Erträge ging. Vor allem durch die Weiterentwicklung genetischer Verfahren, ist es heute für viele Winzer einfacher, mit den „neuen Sorten“ hochwertig zu produzieren.

Der Status von PIWIS heute

Die sogenannten „Amerikanersorten“ machten es dem europäischen Gaumen lange Zeit schwer, ansprechenden Qualitätswein aus den PIWIS herzustellen. Deshalb haben auch heute noch viele dieser Sorten einen schwierigen Stellenwert bei Winzern. Es fehlte oft an einer besonderen Charakteristik, an einer Tanninstruktur, die sonst bei edlen Rotweinen anzutreffen ist. Aber mittlerweile werden nicht nur die Trauben an sich besser, sondern die Pioniere aus Rheinhessen, Franken und der Pfalz haben auch immer wieder neue Ideen, die Herstellungsverfahren anzupassen. Zum Beispiel, indem der Maische getrocknete Trauben hinzugefügt werden, um mehr Struktur in den Wein zu bekommen.

Während der Corona-Zeit berichteten einige Winzer von einem spürbaren Anstieg des Kunden-Interesses an PIWI-Weinen, was sicherlich einem allgemeinen Trend während der Lockdown-Zeiten zuzuschreiben ist, sich nachhaltiger, bewusster und auch umweltschonender ernähren zu wollen. Dennoch ist das Angebot seitens der Winzer in Deutschland noch recht überschaubar. Die PIWI-Experten bilden eine kleine Minderheiten-Gruppe. Aber sie bekommen zunehmenden Zuspruch und Zulauf. Es gibt sogar in Deutschland den ein oder anderen Winzer, der sich schon seit mehreren Jahrzehnten der Produktion und Verfeinerung von PIWI-Weinen widmet. Es gilt hierbei, Pilzkrankheiten und Pestiziden gleichzeitig die Stirn zu bieten sowie die Weinqualität mit der Weiterentwicklung der Trauben und der Verfahren im Keller weiter zu steigern.

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