Können wir Wein besser genießen, wenn wir ihn für teuer halten? Eine kürzlich veröffentlichte Studie der psychologischen Fakultät der Universität Basel/Schweiz lässt genau diesen Schluss zu: Bei einer Blindverkostung bewerteten Probanden Weine als umso leckerer, je höher der dazu genannte Preis war - auch wenn es sich um einen sehr günstigen Wein handelte, dessen tatsächlicher Verkaufspreis nur ein Viertel des angegebenen betrug. Bereits 2017 waren Forscher der INSEAD Business School und der Universität Bonn zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen.

Wein schätzen lernen

Dass wir "teuer" im Allgemeinen mit "besser" gleichsetzen, ist keine neue Erkenntnis und in Fachkreisen als "Marketing-Placebo-Effekt" bekannt. Und der stößt schnell an Grenzen. Die wahre Qualität eines so vielschichtigen Genussmittels wie eines guten Weins offenbart sich nicht bei ein paar Schlückchen unter Testbedingungen. Manche Aromen nehmen wir erst beim zweiten Glas wahr, auf andere müssen wir hingewiesen werden. Auch kommt es vor, dass ein frischer Weißwein seinen Reiz verliert, wenn der erste Durst gestillt ist, oder dass ein eben noch als herrlich kraftvoll empfundener Roter zunehmend aufdringlich und plump wirkt. Ob ein Wein den verlangten Preis tatsächlich lohnt, ob er sich als überteuert oder als lohnendes Schnäppchen erweist, ist eine Frage, auf die jeder Genießer selbst die Antwort finden muss.

Wie kommt der Preis für einen Wein zustande?

Was ein Wein den Endverbraucher kostet, hängt von vielen Faktoren ab. Eine Rolle spielen beispielsweise die Rebsorte(n) und der Aufwand für ihre Heranzucht, das Anbaugebiet und die Beschaffenheit des Bodens, der Jahrgang - also Qualität und Ertragsmenge. Darüber hinaus die Lese (von Hand oder maschinell), die Herstellung, etwa in einem kleinen Betrieb in vielen, vielleicht komplizierten Schritten, vs. Massenproduktion und Einsatz von Chemie und die Kosten für die Vermarktung. Die industrielle Weinproduktion setzt oft erlaubte Zusatzstoffe und besondere Behandlungsmethoden ein, um Hefebildung, Aussehen, Nase und Geschmacksnoten zu modifizieren. Aufgrund strenger gesetzlicher Bestimmungen sind Massenweine heute gesundheitlich unbedenklich.

Wo beginnt der Preis für einen guten Wein?

Als Faustregel lässt sich eine Untergrenze von etwa fünf Euro für eine Flasche Wein ausmachen. Bei der Herstellung von echten Qualitätsweinen kommt immer noch sehr viel Handarbeit zum Einsatz. Dafür sind beispielsweise die Reberziehung in Steillagen, der Verzicht auf die chemische Keule in Düngemitteln sowie bei der Schädlingsbekämpfung, die Reduzierung der Erntemenge zur Gütesicherung oder eine mühevolle Handlese besonders empfindlicher Trauben von Bedeutung. Kleinere Produktionsmengen und ökologische Arbeitsweisen bedingen automatisch höhere Herstellungskosten und ebensolche Preise. Was allerdings nicht heißt, dass ein Wein für 4,50 Euro wenig taugen muss - möglicherweise winkt Ihnen in so einem Fall ein echtes Schnäppchen, etwa, weil der betreffende Jahrgang nicht mehr lange lagerfähig ist und deshalb in den Abverkauf kommt.

Zwei Gretchenfragen: Was schmeckt Ihnen, und was wollen Sie sich einen Wein kosten lassen?

Unter Weinliebhabern herrscht im Großen und Ganzen Einigkeit darüber, dass die Preise für körperreiche, charaktervolle Weine bei etwa acht Euro beginnen. Auch hier gilt allerdings wieder: Es kommt darauf an. Wenn Sie Lust auf einen einfachen, erfrischende Vinho Verde haben, wird ein dreimal so teurer, im Barrique ausgebauter Chablis Sie nicht glücklich machen. Spitzenweine, also Erzeugnisse exquisiter Winzerkunst, kosten im Schnitt zwischen 15 und 25 Euro. Alles, was preislich darüber hinaus geht, ist ein Fall für den Weinkenner - oder schlicht überteuert. Das passiert gelegentlich bei Trendweinen aus bestimmten Regionen, gilt allerdings nicht für Champagner, der selten für weniger als 25 Euro zu haben ist.

Wein im Restaurant - ein Tipp zum Abschluss

Zögern Sie manchmal, zum Essen einen Wein der unteren Preiskategorie zu bestellen, obwohl er Ihrem Budget für diesen Abend am ehesten entspräche? Keine Sorge - ein gutes Restaurant zeichnet sich auch dadurch aus, dass die Weinauswahl keine "Ausrutscher" in niedere Geschmacksregionen aufweist. Auch der billigste Wein auf der Karte wird Sie kaum enttäuschen.