Zwar ist der Inhalt einer Weinflasche das Wichtigste und ist vor allem auch das, was uns ebrosia-Genussliebhaber*innen am meisten am Herzen liegt, aber eine Beschäftigung mit der Vielfalt möglicher Weinflaschenformen lohnt sich! Zumindest finden wir, dass Ursprung und Bedeutung der gängigsten Formen und Bezeichnungen eine Erzählung wert sind. Auch wenn von den Prototypen mittlerweile Hunderte Variationen im deutschen Handel erhältlich sind und sich moderne Produzent*innen immer neue Weinflaschen ausdenken, zum Beispiel aus blauem Glas, sind die Klassiker der Träger guten Geschmacks als grobe Orientierung, auch im Hinblick auf Weingeschichte, interessant.

Die Geschichte der Weinflaschenformen

Noch bis ins 17. Jahrhundert waren Bottiche und Fässer die am weitesten verbreiteten Behältnisse für Wein. Sie bestanden zum großen Teil aus Keramik oder Stein, wobei auch weitere Materialien, dann in anderer Form, zur Aufbewahrung des Traubensaftes genutzt wurden - Schläuche aus Tierhäuten. Doch über die Jahrhunderte hinweg setzte sich Glas, auch wegen seiner neutralen chemischen Eigenschaften, bis heute als sinnvollstes, meist verwendetes Material zur Aufbewahrung von Wein durch. Im 18. Jahrhundert waren die Weinflaschen noch dickbäuchig und wurden später zur besseren Lagerungsfähigkeit zunehmend schlanker und höher.

Obwohl sich die meisten Experten dahingehend einig sein sollten, dass die Form keinen entscheidenden Einfluss auf den Wein hat, sind doch bestimmte Eigenschaften der Flasche, unter Berücksichtigung von Lagerungsaspekten, von Bedeutung. Zum einen hat sich mit der Zeit gezeigt, dass die Wölbung am Boden einer Weinflasche - auf Französisch „culot de bouteille“ genannt – einen Einfluss auf die Stabilität und Druckfestigkeit der Flasche hat, was vor allem bei Schaumwein eine Rolle spielt. Zum anderen ist ebenso die Farbe des Glases von Relevanz. Denn dunkles Glas schützt vor Licht und kann somit Weine, die in der Flasche reifen sollen, während des Reifeprozesses zusätzlich schützen.

Bordeauxflasche

Bordeaux gehört unter den Weinregionen der Welt zu den bekanntesten. Für Bordeauxweine gilt gleiches in Bezug auf die beliebtesten Rotweine der Welt. Analog dazu erübrigt sich also bei der Bordeauxflasche das Hervorheben ihrer Bedeutung unter den Weinflaschenformen, wobei stattdessen angemerkt werden sollte, dass nicht nur Bordeauxweine in diese Flaschenform gelangen. Von Syrah über Merlot bis hin zu Sauvignon Blanc werden viele unterschiedliche Weine neben den Cuvées aus Bordeaux in diese Form gefüllt. Die Glasfarbe ist dann bei den Rotweinen zumeist dunkelgrün oder dunkelbraun, während die Flaschen bei den Weiß- und Süßweinen in der Regel farblos sind.

Die am meisten verbreitete Flaschenform kennzeichnet sich durch ihre ausgeprägten Schultern. Ihre leichte Bodenwölbung wird oft so begründet, dass mögliche Weinablagerungen in der Flasche beim Einschenken oder Dekantieren nicht aufgewirbelt und mit der Flüssigkeit durchmischt werden sollen. Höhere Varianten dieser Flaschenform können als Neuinterpretationen verstanden werden, die am ehesten für Rotweine genutzt werden. Bei den Süßweinen trifft man hier eher auf die kleineren Bordeauxflaschen.

Burgunderflasche

Falls Sie sich gewundert haben, weshalb wir die Bezeichnung der Bodenwölbung auf Französisch angegeben haben, bietet die nächste klassische Weinflaschenform eine Gelegenheit zur Aufklärung. Denn auch die diese, fast genauso weit verbreitete Form kommt aus dem Weinland Frankreich. Die Burgunderflasche, in die ursprünglich eben auch ausschließlich rote und weiße Burgunderweine gefüllt wurden, hat allerdings keine Schultern, sondern fällt ab dem Hals flacher ab. Die „culot de bouteille“ ist hier noch schwächer. Die Flaschenfarbe ist in den meisten Fällen entweder hell- oder dunkelgrün. Heute werden, neben den Klassikern von der Rhône oder der Loire, Grau- und Spätburgunder aus Deutschland, Barolos aus Italien oder auch Chenin Blancs aus Kalifornien in dieser Form abgefüllt.

Schlegel- oder Hochflasche

Nun kommen wir zu einer ganzen Reihe von Weinflaschenformen deutschsprachigen Ursprungs. Die erste dieser Art in unserer Hitliste ist im Elsass, Österreich und auch der Schweiz verbreitet. Während in etlichen deutschen Regionen viele Rieslinge in dieser Form landen, befinden sich im Elsass vor allem Gewürztraminer in der Schlegelflasche. Sie wird auch als Hochflasche bezeichnet, was gut dadurch unterstrichen werden kann, dass sie schlanker daherkommt als die vorangegangene Burgunderform.

Sie ist die für Deutschland wohl typischste Weinflaschenform, weshalb die in dieser Aufzählung folgenden Flaschen wohl auch aus ihr resultierten. So vielfältig die typischen Rebsorten und daraus entstehenden Weine in Deutschland sein können, ist auch die farbliche Beschaffenheit dieser Flaschen. Sie tauchen in verschiedenen Ausprägungen zwischen grün und braun auf, wobei man im Hinblick auf zwei Regionen sagen kann, dass die Flaschen typische Farben aufweisen. An der Mosel sind sie tendenziell grün und am Rhein braun. Weltweit wird diese Form oft für Dessertweine genutzt.

Bocksbeutel

Charakteristisch für den Franken Wein ist ebenso sein Behältnis, der sogenannte Bocksbeutel. Dabei handelt es sich um eine kugelige Flasche mit flachem Stehboden sowie einem kurzen Röhrenhals, die seit mehr als 250 Jahren als Markenzeichen der Franken bezeichnet werden kann. Die Entstehungsgeschichte des Bocksbeutel Weins geht bis ins Mittelalter zurück und auch die später entstandenen Flaschen haben eine lange Geschichte. Die Ordensleute vieler Klöster wollten damals ihren eigenen Messwein herstellen, wodurch der traditionsreiche Wein entstand, die Flaschen entstanden mit ihrer flachen Form wiederum als Feldflaschen, die besser am Körper getragen werden konnten.

Heute ist der Begriff durch den Europäischen Gerichtshof urheberrechtlich geschützt. Das Design der typisch fränkischen Flasche wurde mittlerweile erneuert, ist allerdings dennoch meist dunkelgrün. Die neue Bocksbeutelflasche kann mit einem schlanken und modernen Design überzeugen. Berühmte Lagen für Franken Wein sind der Eschendorfer Lump, der Würzburger Stein sowie der Centgrafenberg.

Sachsenkeule

Dass wir mit einer typisch sächsischen Flaschenform fortfahren, kommt nicht von ungefähr. Denn die sogenannte Sachsenkeule, deren Namensgebung von ihrer Keulenform herrührt, sollte das sächsische Pendant zum Bocksbeutel darstellen. Im Laufe der 1920er Jahre, die wirtschaftlich mehr versprechen sollten als die vorangegangene, von einer Reblauskrise geprägte Jahrhundertwende, entwickelte man diese eigentümliche Flaschenform. Anfang der 1930er Jahre erhoffte man sich dann, diese Form als Qualitätssiegel zu etablieren, um Franken ernstzunehmende Konkurrenz machen zu können. Wie eigentlich auch beim Bocksbeutel bestehen bei dieser Flaschenart allerdings Probleme in Bezug auf Lagerung und Transport. Die Flaschen sind weniger standfest als andere Formen, lassen sich auch in Kisten schlechter transportieren und sind somit bruchanfällig.

Als Markenzeichen des Sächsischen Weinbaus ist diese Flaschenform allemal ein gutes Aushängeschild, auch wenn sie weitgehend abgeschafft wurde. Durch das 50-jährige Jubiläum der Sächsischen Winzergenossenschaft im Jahr 1988 und auch die Wende erlebte die Sachsenkeule seit Anfang der 1990er Jahre wieder einen Aufschwung und es kam zu vermehrtem Absatz. So finden sich heute besondere Weine und Jubiläumsweine in dieser Flaschenform. Als anschauliche Besonderheit und gelungenes Souvenir ist sie zurecht ein wichtiger Bestandteil deutscher Weingeschichte und deshalb auch unserer Hitliste!

Rheingauer Flöte

Abschließen wollen wir das deutsche Trio der Weinflaschenformen mit der Rheingauer Flöte. Wie der Name bereits verrät, ist diese Form das Markenzeichen des Rheingauer Weins. Die Flasche besticht durch ein sehr schlankes (namensgebendes) Gesamtbild, das sich am Hals nicht durch Rundungen, sondern durch senkrechte Kanten (Längsrillen) kennzeichnet. Im Rheingau und im Elsass werden hierein mindestens Qualitätsweine gefüllt, bei denen es sich um Riesling oder auch Spätburgunder handeln kann.

Lange Zeit war die Flaschenart aus dem Handel weitgehend verschwunden, bis sie seit den 1990er Jahren wieder vermehrt auf den Markt kam, was hauptsächlich auf den Rheingauer Weinbauverband zurückzuführen ist. Sie kommt grün, braun und mitunter blau daher. Problematisch ist für viele Supermarkt-, Fachhandels- und Kühlschrank-Regalsysteme, dass die Flaschen mit ihrer typischen Höhe von 35 Zentimetern nicht oder nur schwer zu verstauen sind. Ansonsten ist die ästhetische Bewertung der Form, so wie auch bei den zwei vorangegangenen deutschen Traditionsweinflaschen den Konsumenten überlassen und letztlich Geschmackssache (im visuellen Sinne, versteht sich).

Unterschiedliche Weinflaschen in einem Weinregal aus Holz
Champagnerflaschen in einem Weinregal aus Holz

Fiasco oder Korbflasche

Aufgrund der hohen Nachfrage und der alten Traditionen Willens lebt die klassische Flaschenform „Fiasco“ (zum Glück) mitunter wieder auf, die vor allem älteren Generationen ein Begriff sein dürfte und in den letzten Jahren von Bordeaux- und anderen Flaschenformen in Italien verdrängt wurde. Ehemals entwickelt im Spätmittelalter, diente das Stroh, welches um die bauchige Flasche gespannt wurde, zum Schutz des dünnen Glases vor Beschädigungen durch das Anstoßen. Der zweite große Vorteil ist der hohe Wiedererkennungswert der originellen Korbflasche, welche sich gerade dadurch einer großen Anhängerschaft erfreuen kann. Diese attraktive Flasche ist auf Grund der ansprechenden Optik, vor allem wenn der Geschmack ebenso wunderbar ist, bestens als Geschenk geeignet.

Champagnerflasche

Am Ende wollen wir den inhaltlichen Rahmen dieses Artikels noch einmal mit einem echten französischen Klassiker schließen. Die Konzipierung der Champagnerflasche geht höchstwahrscheinlich auf den Mann zurück, der auch die entsprechende Methode zur Schaumweinherstellung erfand – die Méthode champenoise. Die Rede ist von Dom Pérignon, der die dickwandige, mit stark gewölbtem Boden versehene Flasche für Champagner nutzte. Auf die Bedeutung dieser Wölbung sind wir eingangs des Beitrags bereits eingegangen. Wesentlich ist hierbei die Berücksichtigung Kohlensäure des Schaumweins.

Interessant ist, dass im 19. Jahrhundert noch ein Großteil der Flaschen platzte, da die Winzer noch nicht wussten, wie sie den Zuckergehalt des Weins während der zweiten Gärung messen sollten. Daher dann auch die dickeren Wände der Champagnerflaschen. Nützlich war in Bezug auf die Wölbung im Boden außerdem, dass die Flaschen aus Platzgründen ineinanderpassten und daher weniger Raum in Anspruch nahmen. Wird heute Champagner in klarem Glas gelagert, sollte sich dieser in jedem Fall in einem Karton oder einer Holzkiste befinden. Dies rührt daher, dass die grüne Variante den Wein besser vor Lichteinwirkung schützt.

Lassen Sie sich Ihren Schaumwein nicht nur gebührend schmecken, sondern genießen Sie sein feierliches Ploppen! Ein Geräusch, dass wir von ebrosia auch Dank der tollen Flaschenform lieben.

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Sekt vs. Cremant vs. Cava