Zwei Entwicklungen spielen bei dem Erzeugnis, um das es hier gehen soll, entscheidende Rollen - zum einen die in den letzten Jahren stetig steigende Nachfrage nach frisch-fruchtigem Rosé und zum anderen die staatlichen Gütesiegel DOC und die damit verbundenen Bestrebungen der Prosecco-Hersteller, lukrativ und zukunftsfähig zu agieren. Denn seit diesem Jahr kommt der erste lebendig prickelnd-blumige Prosecco DOC Rosé auf den Markt. 

Interessant ist hierbei, dass die ausländische Konkurrenz bereits Cava oder Champagner als Rosé produziert, wobei den italienischen Produzenten die kontrollierte Herkunftsbezeichnung bisher verwehrt blieb. Hinzu kommt die allgemeine Zurückhaltung der Italiener. Während man in Deutschland, Großbritannien oder den USA beinahe sehnsüchtig darauf gewartet hat, dass die großen italienischen Hersteller sich bezüglich einer Prosecco-Variante in elegantem Rosa durchsetzen, springen die inländischen Konsumenten nur bedingt auf den Rosé-Hype auf. In Italien spricht man vom Rosato eher als Aperitif oder simplen Sommerwein, der irgendwas zwischen Weiß- und Rotwein ist. Dass das vor allem auch dem neuen Prosecco nicht gerecht wird, zeigt die Entwicklung hin zum Trend-Produkt.

Die bisherige Entwicklung hin zum Rosé

Als „Prosecco“ bezeichnete man bis Ende des Jahres 2009 die weiße Rebsorte, die zur Herstellung des Schaumweins diente. Das hatte zur Folge, dass auch Weine aus Nicht-DOC-Gebieten als Prosecco verkauft werden durften. Daraufhin wurde, um die Herkunft zu schützen, der Name der verwendeten Rebsorte in „Glera“ verändert. Da sie nur im Norden Italiens wächst, gilt sie nun also als Herkunftsbezeichnung und Qualitätsmerkmal zugleich. Das Jahr 2010 brachte den Aufstieg des mediterranen Schaumweins dann entschieden voran, denn es verdreifachte sich seine Produktion auf fast 500 Millionen Flaschen im Jahr.

Doch um auf dem oben erwähnten Weltmarkt mitzuhalten, musste sich etwas an den Regularien zur Herstellung ändern. So dauerte es zwei Jahre bis man im Landwirtschaftsministerium der Hauptstadt Rom die Rosé-Offensive dahingehen durchsetzen konnte, dass nicht mehr mind. 85% der Rebsorte Glera enthalten sein müssen, und damit Prosecco nur in der weißen Variante existiert, sondern dass zusätzlich ca. 10-15 Prozent Pinot Noir hinzukommen dürfen. Mit dem Jahr 2019 kam also der entscheidende Durchbruch, wobei hier anzumerken ist, dass Rosé Schaumwein bereits vorher in Italien hergestellt wurde - der entscheidende Unterschied: die Bezeichnung Prosecco und die damit verbundenen Herstellungsregeln.

Die aktuellen Regeln und Herstellungsverfahren

Eine gute Aufschlüsselung stellt der Vergleich mit bisherigen Anforderungen an die weiße Version dar. So sind es zum Beispiel dieselben neun Provinzen in Veneto und Friaul-Julisch Venetien, in denen von der Lese bis hin zur Abfüllung alle Herstellungsschritte sattfinden müssen. Diesbezüglich ist zu erwähnen, dass von den 347 hier ansässigen DOC-Produzenten schon 75 damit begonnen haben, den Prosecco DOC Rosé herzustellen, wie das Konsortium mitteilte.

Ein zweiter Vergleichspunkt ist die Unterscheidung zwischen Spumante und Frizzante. Während die weiße Version sowohl als weniger aufwendiger und kostengünstigerer Frizzante, bei dem ca. drei Bar Druck auf der Flasche sind, als auch als Spumante verkauft werden darf, trifft auf den Prosecco DOC Rosé nur letzteres zu. Dieses Verfahren sorgt dafür, dass die Kohlensäure natürlich, nämlich durch einen zweiten Gärungsprozess auf der Hefe, entsteht. Anders als beim Champagner, bei dem dies in der Flasche stattfindet, wird beim Prosecco mithilfe der sog. Metodo Martinotti ein Gärprozess in großen Drucktanks für mind. 60 Tage durchgeführt, durch den der Schaumwein einen Mindestdruck von drei Bar auf der Flasche hat. Dies sorgt, neben den durch die rote Rebsorte entstehenden Duftnoten nach Blau- und Erdbeeren, für eine cremig-prickelnde Perlage.

Bezüglich der Rebsorten-Anteile haben wir schon das ein oder andere erwähnt, aber um diesen Punkt noch einmal zusammenzufassen, ist zentral, dass es beim neuen Rosé einen Mindestanteil von 85 Prozent Glera und einen Pinot-Noir-Anteil von mind. 10 Prozent gibt. Durch dieses Extra an Frucht tut sich geschmacklich verständlicherweise einiges.

Die Geschmacksnoten

Nach all den wunderbaren Feinheiten des Herstellungsprozesses, fließt dann also ein wunderschönes brillantes Rosa ins Glas. Das Bouquet ist sehr frisch und blumig, mit dezenten Nuancen von roten Früchten wie Erdbeere, Himbeere und roter Johannisbeere. Am Gaumen ist der Auftritt animierend, erfrischend, knackig mit cremiger Perlage und fruchtigen Noten. Der Abgang ist sehr lang und hinterlässt die frische Fruchtigkeit, die man bereits in der Nase und am Gaumen genießen konnte. Dabei ist festzuhalten, dass es den Prosecco in mehreren Varianten gibt: Brut Nature (ohne Restzucker mit intensiver Frucht), Brut (moderne Sorte mit intensivem Aroma), Extra Brut (wenig Restzucker und sehr säurebetont) und Extra Dry.

Dies hat dazu geführt, dass die Hersteller im ersten Verkaufsjahr bereits 15 Millionen Flaschen verkaufen konnten. Für das folgende, also das Jahr 2021, möchte man sogar bedeutend weiter gehen und bis zu 40 Millionen Flaschen absetzen, um weiter auf einem mehr als beachtlichen Erfolgskurs zu bleiben.

Dazu trägt sicherlich auch bei, dass der Prosecco Rosé alles in allem perfekt zu jeder Party und zu jedem Anlass passt. Wunderbar als Aperitif, selbstverständlich zu Häppchen, Wurstplatten und zu „Primi Piatti“ (Vorspeisen) mit Fisch oder Gemüse. Der besondere Tipp: Probieren Sie ihn zu Ihrer Lieblings-Pizza.